Schatten und Weiblichkeit

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Mir fällt der bezaubernde Schatten des Geschirrspülers auf, bzw. seiner Innerein. Und ich frage mich, ob ebensoein Schatten die Inspiration für Martha Jungwirths¹ “Indesit”-Reihe war? Es wäre zumindest, was mich fasziniert. Eine Verkörperung eines Göttchens in der Schattenwerfung seines Innerem. Die Nach-Außen-Stülpung durch Licht.
Man nehme eine Frau. Wo sitzt diese Frau? In der Küche, wo sonst. Was macht sie den ganzen Tag? Küchenzeug, Haushaltszeug, was sonst? Wer ist ihr engster Vertrauter, ihr Ansprechpartner? Der Geschirrspüler, wer sonst.

Das Thema Schatten und Weiblichkeit ist ein riesiges.
Licht und Schatten, Trauma und Lebenslust vereinend fällt mir als Ikone der Weiblichkeit natürlich Frida Kahlo ein. Trotz oder wegen ihrers Schnurrbarts, ihrer weiblichen Geliebten, ihren abgeschnittenen Haaren und ihren Männeranzügen. Trotz ihrer Fehlgeburten. Sie verkörpert gleichzeitig übertriebene Männlichkeit und Weiblichkeit – ihre bunten Kleider nämlich andererseits, ihr in Zöpfen hochgebundenes mit Blüten versehenes Haar, ihr opulentes Geschmücktsein. Trotz allem oder gerade deswegen ist sie für mich fast eine Göttin der Weiblichkeit.

Und wenn wir schon dabei sind: Wer war dein Vorbild, was Weiblichkeit angeht? Beim Nachdenken über Weiblichkeit fällt mir auf, dass es in unserer gegenwärtigen abendländischen Kultur kein greifbares Vorbild gibt, dass wir einfach gar keines zur Verfügung hatten.

Jede Kultur kleidete das weibliche Prinzip in eine Gottheit. Maria² – sie war mir immer unsympathisch. Was hat das Christentum aus dem weiblichen Prinzip gemacht? Aus der weiblichen Göttin? Wie haben sie sie verunstaltet! Wie sehr haben sie sie zur Hintergrundfigur degradiert! Sie jeglicher Persönlichkeit beraubt, von jeglicher Sexualität sowieso zu schweigen.

Dann lieber Kali: Mehrarmig, zerstörerisch, gebärend, Kamasutra bewandert, mit herausgestreckter Zunge, blutverschmiert.

Was ist mit der kreativen, intelligenten Frau? Wie ist ihre Weiblickeit? Ich denke, es lohnt sich, weiter zurückzugreifen. Ich denke, es lohnt sich, sich Athene und Nofretete³ näher anzusehen. Vielleicht haben sie etwas dazu zu sagen.

Bücherempfehlungen:

Sowieso großartig:
¹Martha Jungwirth Retrospektive Herausgegeben von Hans-Peter Wipplinger Kerber, 2014, Kunsthalle Krems.

Zwar wird mir Maria auch in dieser Version nicht sympathischer – Jesus dafür erstmals schon:
²Die letzte Versuchung Christi, Nikos Kazantzakis.

Einfach eines der großartigsten Bücher die es gibt vom absolut ewigen Nagib Machfus:

³Echnaton Nagib Machfus, Unionsverlag.

Und überhaupt:

Inana, Gilgamesch, Isis, Rhea – Die großen Göttinnenmythen Sumers, Ägyptens und Griechenlands. Neu erzählt von Heide Göttner-Abendroth. Ulrike Helmer Verlag, 2004, Königstein/Taunus. 

Zu Athene habe ich leider noch kein empfehlenswertes Buch gefunden. Vielleicht jemand anderer?