Mathematik und Kunsttherapie

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Im Rahmen des gerade stattfindenden Summer of Logic habe ich in der logic lounge Byron Cook im Interview mit Katharina Gsöllpointner (Angewandte) gehört, zum Thema: The logic of symbols: How to invent a new language.

Ich versuche als mathematischer Dummy für andere mathematische Dummies (und verwende das Wort durchaus mit Stolz – ein Dummy ist – laut dem Erfolg der großartigen Buchreihe “…for Dummies” – jemand, der verstehen will, der wissen will, der mutig genug ist, sich in neue Bereiche vorzuwagen, auch, wenn es ihn vielleicht Überwindung kostet zuzugeben, dass er etwas nicht weiß, und auch, wenn man zu Beginn des Erlernens von etwas Neuem natürlich nicht ganz so souverän und elegant wirkt) zu erklären, worum es dabei ging:


Also: der Computerwissenschaftler Byron Cook hat ein 70 Jahre altes Problem gelöst. Beim Erklären des Wie fand er, dass bestehende mathematische Symbole nicht genügen. Also erfand er in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Tauba Auerbach neue Symbole. Diese konnten mit einem Zeichen nun etwas erklären, dass bis dato zwei Zeilen lang gedauert hätte.¹

Das fasziniert mich natürlich sowieso, weil mich Sprache interessiert und, wie ich oft betone, besonders dort, wo sie gerade entsteht, wo sie anhand des Neuen, des neu Auszudrückenden, des neu Erkannten erst gefunden werden muss. Und auch dieser Symbolfindung ging ein monatelanges Stammeln voraus, ein Trial und Error in der Zusammenarbeit von Cook und Auerbach.

Der Zusammenhang zur Kunsttherapie liegt auf der Hand.
Besonders fasziniert war ich dabei von dem Symbol für Lifting.

Ein L mit gerundeter Ecke und einem nach rechts zeigenden Pfeil drin. Es beschreibt eine Operation in der Mathematik namens “Lifting”.
In der logic lounge hat Cook kurz beschrieben, um welche Art von Operation es sich dabei handelt. Es ist mir leider unmöglich, auch nur Ansätze dessen in Worte zu fassen, was ich dabei verstanden habe. Aber es hat definitiv meine Phantasie angeregt. Und ich habe es mir zu eigen gemacht. Dieses Symbol für “Lifting” und was “Lifting” für mich bedeutet. Beziehungsweise für mich als einen Menschen, der anscheinend unglücklich ist, wenn er nicht andauerend an einem Problem herumnagen kann, der Lösung nahe mir dabei von überall Anreicherungen zufliegen, auch wenn dieses Problem kein mathematisches ist, sondern zumeist ein Problem aus der Kunst oder aus der Therapie.

Das Symbol kam mir gerade recht. Es hat mich berührt, wie sehr recht es mir gerade kam. Übersetzt in meine Forschungswelt heißt es: ein Problem – im Sinne eines quälenden Gefühls – nehmen und aus einer inneren Welt, aus einer Anschauungswelt herausnehmen und in eine anderen Zustand, eine andere Anschauungswelt verpflanzen und schauen, wie es sich dort übersetzt, das Problem. Was es dort macht. Wie es dort, an diesem anderen (inneren) Ort anders aussieht. Was es wie anders in Bewegung setzt.
Ja, so könnte man die Magie der Kunsttherapie zusammenfassen. Sollte mich also in Hinkunft ein Logiker fragen, was ich mache, werde ich ihm dieses Symbol malen und amüsiert sein.

¹Hier ein Artikel aus dem science magazine dazu: http://www.taubaauerbach.com/pdf/2009.ScienceMag.pdf